Warum der CSD 2025 anders war
22 Juli 2025
Hi, ich bin Andi und ich bin dieses Jahr auf dem CSD in Köln unterwegs gewesen. Vielleicht wart ihr ja auch vor Ort, doch falls nicht, dann solltet ihr jetzt erst recht weiterlesen! Der CSD war zwar wie immer bunt, laut und groß, doch dieses Jahr gab es einige Dinge, die spürbar anders waren. Mehr Politik, mehr Regenbogen, mehr Gemeinschaft. Was genau passiert ist, warum es nicht nur ums Feiern ging, erfahrt ihr hier.
CSD Köln 2025: Schon im Vorfeld anders
Während in den letzten Wochen eine unerträgliche Hitzewelle über Deutschland hinwegfegte, hätte das Wetter zum Kölner CSD 2025 kaum einen stärkeren Kontrast bilden können. Statt 35 Grad und Sonne, wie noch ein paar Tage zuvor, entlud sich am Sonntag, den 06.07.25 die dichte Wolkendecke bei vergleichsweise frischen 19 Grad mal mehr, mal weniger stark – aber dafür ununterbrochen. Doch wie sagt man so schön? „Wir sind ja nicht aus Zucker!“
Die Stimmung auf der größten Pride-Veranstaltung in Deutschland wurde durch das Wetter jedenfalls keinesfalls getrübt. Nachdem ich kürzlich erneut gelesen hatte, dass es zu Angriffen auf queere Veranstaltungen gekommen war, stellte sich zwar kein direkt mulmiges Gefühl ein. Doch es blieb bis zu meiner Ankunft am Kölner Hauptbahnhof der Gedanke im Hinterkopf, dass auf einer so großen Veranstaltung möglicherweise doch etwas passieren könnte.
Get this party started!
Doch wie gestaltete sich eigentlich mein Tag? Viel zu müde vom Konzert am Abend zuvor, aber dennoch diszipliniert am frühen Sonntag-Morgen, startete ich gemeinsam mit meinem Freund an der saarländisch-rheinlandpfälzischen Grenze mit der Bahn in Richtung NRW. Mit den Taschen voller Sachetcards (Gleitgelproben und Infomaterial, dazu später mehr!) und etwas Proviant fuhren wir in die CSD-Hauptstadt. Zwei rappelvolle Züge später standen wir mitten in Köln – trotz Verspätungen, verpasster Anschlüsse und defekter Toiletten. Die Deutsche Bahn blieb sich treu, aber unsere Vorfreude auf den CSD Köln 2025 konnte das nicht trüben. Wir waren bereit!
Was ging mir im Vorfeld durch den Kopf?
Während der mehrstündigen Zugfahrt machte ich mir Gedanken über meine Erwartungen an den diesjährigen CSD. Ich rechnete mit einem weitaus politischeren CSD als in den Jahren zuvor. In letzter Zeit ist auf Bühnen, in Reden und auf den Plakaten ein regelrechter Schlagabtausch politischer Botschaften und Gegenbotschaften zu beobachten. Genau deshalb entwickelt sich der CSD Köln wieder stärker in Richtung Demonstration. Back to the roots so zu sagen.
Während mir diese ganzen Gedanken durch den Kopf schwirrten, kam in mir auch der immer stärker werdende Wunsch nach einem Freiheitsgefühl auf. Die Freiheit zu sein, wer/wie/was man sein möchte. Und zwar ganz ohne Angst, außerhalb der CSD-Veranstaltungsbubble für seine Sexualität und Identität angefeindet zu werden.
Trotz der großen Solidarität mit meinem queeren Dasein in meinem persönlichen Umfeld, höre ich selbst dort und gerade rund um die Pride immer wieder denselben Satz: Muss man den CSD so sehr in den Vordergrund rücken? Muss man wirklich noch demonstrieren? Ich sage: JA! Und ich erzähle auch später ganz klar warum.
CSD 2025: Mehr als nur Feiern
Doch wie lief der CSD nun eigentlich ab? Ich könnte es mir einfach machen und sagen: „Eigentlich wie immer.“ Doch bei genauerem Hinsehen war es eben nicht ganz so. Wie oben bereits erwähnt, erwartete ich erhöhte Polizeipräsenz aufgrund der jüngsten Berichterstattungen, und genau so war es tatsächlich auch. Schon am Hauptbahnhof, den ich persönlich oft als eher unübersichtlich und unsicher empfinde, standen rechts und links Einsatzkräfte der Polizei und sorgten für spürbare Präsenz. Und auch über den gesamten CSD Köln 2025 verteilt gab es immer mindestens einen Polizei-Bus in Sichtweite.
Das trug definitiv dazu bei, dass sich die Veranstaltung aus meiner Perspektive durchweg sicher anfühlte. Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass etwas unsicher sein könnte, und so konnten wir uns ganz auf das Miteinander konzentrieren.
Wir stürzten uns also sofort ins Abenteuer. Zum einen, um unsere mitgebrachten pjur Sachetcards zu verteilen, aber vor allem auch, um mitzudemonstrieren und zu feiern. Die zahlreichen Sachetcards enthielten in diesem Jahr nicht nur die silikon- und wasserbasierten Gleitgele pjur ORIGINAL und pjur AQUA, sondern boten anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von pjur im Jahr 2025 unter dem Motto „30 YEARS – QUALITY ALWAYS WINS“ auch die Chance, 3.000 € zu gewinnen. Das Gewinnspiel läuft noch bis Ende des Jahres… Wenn ihr mitmachen wollt, gibt es hier alle Infos.
Wir stürzten uns also buchstäblich in die Menge. Dabei stellte ich wie eigentlich jedes Jahr fest, dass es einen so bunten Haufen wirklich nur auf dem CSD zu erleben gibt. Der CSD Köln ist ein riesiges Fest der Vielfalt und auch in diesem Jahr war das wieder deutlich zu spüren. Das allein ist zwar längst Standard, doch was uns diesmal besonders auffiel, war die beeindruckende Zahl an Menschen, die sich lautstark, unmissverständlich und kreativ für die Freiheit und Gleichberechtigung der LGBTQIA+ Community einsetzten. Mit klaren Botschaften, viel Engagement und jeder Menge Regenbogen.

Firmen, Vereine und ihre Mottos
Doch nicht nur Einzelpersonen oder Aktivist/innen, sondern auch zahlreiche Firmen und Organisationen trugen zur positiven Stimmung bei und setzten sich für die Community ein. Man spürte deutlich, dass der CSD 2025 nicht nur ein Fest, sondern auch ein Zeichen der Solidarität ist. Große Unternehmen wie die Deutsche Bank, REWE, die Deutsche Telekom und IKEA waren vor Ort und trugen mit ihren Mottos wie „Vielfalt ist Stärke!“ und „Gemeinsam für die Zukunft!“ dazu bei, ein starkes Statement zu setzen.
Auch viele kleinere Unternehmen, wie etwa LGBTQIA+ freundliche Cafés und Bars, waren mit eigenen Ständen vertreten und zeigten ihre Unterstützung. Und natürlich waren viele queere Vereine vor Ort. Ob die Deutsche AIDS-Hilfe, die Lesben- und Schwulenberatung oder Queer Refugees. Sie alle erinnerten daran, warum der Christopher Street Day auch heute noch so wichtig ist: Weil es noch viel zu tun gibt.
Auch viele Allys, also Unterstützer/innen außerhalb der Community, trugen zur positiven Stimmung bei und setzten sich aktiv für Gleichberechtigung und Akzeptanz ein. Es war spürbar, wie solidarisch und engagiert diese Menschen mitfeierten und ein klares Zeichen für Respekt und Zusammenhalt setzten. Dieses breite Bündnis machte den CSD Köln 2025 zu einem noch stärkeren Fest der Vielfalt und des Miteinanders.
Politische Diskussionen und die Regenbogenflagge im Bundestag
Ein aktuelles und nennenswertes Thema gab es unter vielen Demonstrierenden, mit denen ich gesprochen habe. In den letzten Wochen ging es vermehrt in der politischen Diskussion um die Nutzung der Regenbogenflagge im Bundestag. Die Regenbogenflagge ist weltweit ein Symbol für Vielfalt und Toleranz und wird als Zeichen für LGBTQIA+ Rechte eingesetzt. Dabei wird sie längst nicht mehr nur innerhalb der queeren Community genutzt, sondern auch von vielen Menschen, die öffentlich ihre Unterstützung zeigen wollen. Dass diese Diskussion überhaupt noch geführt wird, zeigt, dass der CSD 2025 in Deutschland weiterhin notwendig ist.
Regenbogen hin oder her: Warum ich weiter demonstriere
Ob ich nun mit einer Regenbogenflagge auf die Straße gehe oder nicht: Ich bin ein Mensch, der für seine Rechte eintritt – egal, in welchen Farben ich auftrete. Denn was dahintersteckt, ist viel wichtiger als die äußere Erscheinung. Ich berichte dazu von einer persönlichen Erfahrung, die mir am Ende des Tages ganz klar gezeigt hat, warum es so wichtig war, auch dieses Jahr wieder beim CSD Köln 2025 dabei gewesen zu sein.
Als ich mich mit meinem Freund auf dem Heimweg befand, stiegen wir am Koblenzer Bahnhof um. Beim Warten am Bahnsteig nahm ich plötzlich einen komischen Blick wahr. Zuerst dachte ich, es sei nur eine seltsame Begegnung am Bahnhof, doch dann bemerkte ich, dass mich eine Person ziemlich eindringlich und angewidert anblickte. Ganz so, als ob es seine Absicht und Mission sei, mir mit diesem Blick zu sagen, was er von mir hält. Dabei war mein Outfit so Standard und normal, wie es nur sein konnte. Schwarze Schuhe, eine kurze, dunkelblaue Hose und schwarze Regenjacke. Und auch sonst würde ich mich als ziemlich durchschnittlichen Typen bezeichnen, der wenn überhaupt durch seine blondierten Haare auffällt.
Doch plötzlich wurde mir klar, dass er die leicht vom Regen verwischte, kleine Regenbogenflagge auf meiner Wange entdeckt haben musste, die ich zuvor von einem CSD-Feiernden aufgemalt bekam.

Fazit und Ausblick
Mein Freund und ich fühlten uns auf dem CSD total frei, pudelwohl und akzeptiert. Auch wenn diese Akzeptanz in unserem Umfeld uneingeschränkt gelebt wird, so muss ich doch feststellen, dass es immer noch genug Menschen gibt, die ein Problem mit Toleranz gegenüber anderen Menschen haben. Ob es Angst, Hass oder andere Gründe sind: Solange es diese Probleme noch gibt, insbesondere wenn ich merke, dass andere Menschen irgendwo auf der Welt darunter leiden, werde ich weiterkämpfen und für meine und deren Rechte einstehen. Egal, ob ich mich nun im Pride-Epizentrum befinde oder außerhalb davon. Liebe ist Liebe, und jeder Mensch hat das Recht, so zu leben, wie er ist, ohne Diskriminierung und Angst.
Warum gibt’s den CSD nochmal?
Der erste CSD fand 1970 in New York als Reaktion auf die Stonewall Riots statt. In Deutschland wurde 1979 in Frankfurt erstmals demonstriert, Köln zog 1991 nach. Heute ist der CSD nicht nur ein Ort der politischen Demonstration, sondern auch ein Symbol für die Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen und Geschlechteridentitäten. Der CSD Köln 2025 hat genau das einmal mehr unter Beweis gestellt.
Über den Autor
Andi arbeitet im PR-Team von pjur und setzt sich mit Leidenschaft für queere Sichtbarkeit und Vielfalt ein – beruflich wie privat. Als queere Person ist für ihn der CSD mehr als nur ein Event: Es ist ein politisches Zeichen, ein Ort der Gemeinschaft und ein persönliches Anliegen. Für pjur war Andi 2025 auf dem CSD in Köln unterwegs und berichtet aus erster Hand über Stimmung, Herausforderungen und Erlebnisse. Wer mitdiskutieren oder Eindrücke teilen möchte, erreicht ihn auf Instagram unter @pjurlove.