Was Kinky Partys wirklich ausmacht: Nico, der Kinky Guide ĂĽber Safe Spaces, Szenekultur und den Kinky Guide
9 September 2025

Wer ist Nico, der Kinky Guide?
Nico ist der Kopf hinter dem Kinky Guide und den Kinky Guide Awards – zwei Formate, die die Kinky Community sichtbarer, sicherer und vielfältiger machen wollen. Als aktiver Teil der Szene kennt Nico nicht nur die Events, sondern auch die Bedürfnisse, Fragen und Herausforderungen, die Menschen mit kinky Interessen bewegen. Seine Mission: eine offene, sexpositive Plattform zu schaffen, die Orientierung bietet, Wissen zugänglich macht und Empowerment in den Mittelpunkt stellt. Der Kinky Guide ist dabei mehr als nur ein Kalender oder eine Übersicht – er ist eine Einladung, die eigene Sexualität ernst zu nehmen, sich mit ihr auseinanderzusetzen und sie auf respektvolle Weise auszuleben.
Was ist eine Kinky Party eigentlich genau?
Zwischen Clubnacht und Safe Space
Kinky Partys sind auf den ersten Blick gar nicht so verschieden von klassischen Clubnächten. Es gibt Musikrichtungen von Techno bis Pop, tanzende Menschen und eine ausgelassene Stimmung. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch im Mindset: Konsens und Awareness sind hier zentral. Ein Nein heißt Nein – und ein Ja auch wirklich Ja. Wer diese Grundsätze nicht respektiert, hat auf einer Kinky Party keinen Platz. Die Türpolitik ist dabei konsequent, die Haltung klar. Es geht nicht um Diskurs, sondern um Schutz – und dieser Anspruch zieht sich durch alle Ebenen der Veranstaltung.
Zudem schaffen diese Events Räume, in denen Sexualität nicht versteckt, sondern sichtbar und bewusst gelebt wird. „Viele denken: Das ist extrem. Aber es ist vor allem ehrlich“, sagt Nico. Denn wo in Mainstream-Clubs heimlich auf Toiletten gefummelt wird, ermöglichen Kinky Events offene, einvernehmliche Intimität – unter hygienischen Bedingungen und mit klaren Regeln. Sichtbarkeit wird hier nicht zur Provokation, sondern zur Form von Respekt. Und für viele ist das ein befreiender Perspektivwechsel. Was anfangs verstören kann, fühlt sich mit etwas Erfahrung oft plötzlich ganz selbstverständlich an.
Die Idee hinter dem Kinky Guide und den Awards
Eine Plattform für Aufklärung, Sichtbarkeit und Community
Nico wurde auf Partys immer wieder gefragt: Was lohnt sich gerade? Wo geht man hin? Wo fühlt man sich sicher? Der Kinky Guide entstand aus dem Wunsch heraus, genau diese Fragen fundiert, werteorientiert und niedrigschwellig zu beantworten. Auf Instagram, im Podcast, auf Events oder der Website geht es nicht nur um Kink, sondern auch um STI-Aufklärung, Beziehungsmodelle oder mentale Gesundheit. Es geht darum, Informationen bereitzustellen – und gleichzeitig Haltung zu zeigen.
Die Kinky Guide Awards wiederum sind eine Bühne für die Szene selbst – für Veranstalter/innen, Artists, Clubs und Projekte, die sich für eine offene, diverse und respektvolle Feierkultur einsetzen. „Die Awards waren der nächste logische Schritt“, sagt Nico. „Wir wollen feiern, was uns ausmacht.“ Es geht um Sichtbarkeit, aber auch um Anerkennung. Denn was hier entsteht, ist Kulturarbeit. Und die verdient Wertschätzung.
Klischees vs. Realität: Wie wild sind Kinky Partys wirklich?
Extrem? Oder einfach nur ehrlich?
„Natürlich gibt es extreme Partys – aber das ist die Ausnahme, nicht die Regel“, erklärt Nico. Was oft als extrem wahrgenommen wird, ist für viele in der Szene einfach normal: Menschen, die sichtbar Intimität leben, klare Spielregeln und ein respektvoller Umgang miteinander. Kinky Partys sind häufig achtsamer, nüchterner und strukturierter als klassische Clubnächte. Viele verzichten bewusst auf Alkohol oder Drogen, weil es um Präsenz geht, um Klarheit, um eine sichere Atmosphäre. Und weil Kink Verantwortung braucht.
Der vermeintliche Tabubruch liegt oft nicht im Geschehen selbst, sondern darin, dass es offen geschieht – sichtbar, konsensual und mit Haltung. Für viele ist das zuerst irritierend, dann faszinierend. „Auf meiner ersten Kinky Party hatten Leute direkt neben mir Sex – das war erst mal ein Schockmoment, weil es komplett gegen das geht, was uns sonst sozial vermittelt wird. Aber nach der zweiten oder dritten Party ist das völlig normal.“
Hinter den Kulissen: So entsteht ein sicheres Kinky Event
Planung, Awareness und Hygiene als Basis
Ein Kinky Event zu organisieren ist weit mehr als Musik und Licht. Von der Auswahl der Location – nicht immer leicht, gerade in Städten ohne feste Fetish-Clubs – über die Buchung von FLINTA*-DJs bis zur konkreten Raumgestaltung ist alles durchdacht. Play Areas müssen sicher und hygienisch eingerichtet, Awareness-Teams geschult und Rückzugsräume bereitgestellt werden. Und das bedeutet: probeweise auf ein Bett legen, prüfen, ob ein Geländer stabil ist, testen, ob Bewegungsfreiheit gegeben ist.
Die größte Herausforderung? Marketing. Instagram ist für viele Veranstaltende der einzige Kanal, um überhaupt sichtbar zu sein – und genau dort wird die Szene regelmäßig eingeschränkt oder zensiert. „Viele große Seiten wurden einfach gelöscht – ohne Vorwarnung, ohne Begründung“, so Nico. Deshalb müssen Sprache und Bildsprache extrem vorsichtig gewählt werden. Flyer auf der Straße sind meist keine Option. Der kreative Spielraum ist eng – und Sichtbarkeit bleibt ein ständiger Kraftakt.

Was macht eine richtig gute Kinky Party aus?
Atmosphäre, Haltung und die richtigen Gäste
Eine gelungene Party lebt von drei Dingen: einem klaren Awareness-Konzept, einem verbindlichen Dresscode – und den Menschen, die kommen. Der Dresscode ist dabei nicht oberflächliche Deko, sondern Teil der Haltung: Wer sich auf das Setting einlässt, zeigt Respekt und Commitment. „Eine schwarze Cargohose und ein Netzshirt sind keine Fetishwear. Punkt.“
Und letztlich hängt alles von der Stimmung der Gäste ab. Offenheit, Achtsamkeit und Respekt machen aus einem Raum eine magische Nacht. „Du kannst alles perfekt organisieren, aber wenn die Crowd nicht passt, bleibt es flach. Und manchmal ist es genau umgekehrt: Wenig Budget, kleiner Raum – aber die Energie stimmt. Und es wird unvergesslich.“
Safe Space fĂĽr alle: Wie gelingt Inklusion auf Kinky Events?
Von Armband-System bis Pronomen-Sticker
Für queere Menschen, Einsteiger/innen oder Unsichere braucht es gezielte Maßnahmen: etwa Armband-Systeme zur Kommunikation, Kennenlernspiele, Rückzugsräume und praktische Details wie verschiedene Gleitgel-Sorten oder Lecktücher. Dazu kommen Sprachelemente wie Pronomen-Sticker, Awareness-Teams mit psychologischer Schulung und ein klares Nein zu grenzverletzendem Verhalten. „Inklusion heißt für uns: handeln, nicht nur reden“, so Nico. Es geht nicht darum, dass sich alle anpassen – sondern dass sich alle zeigen dürfen.
Dresscode, Dynamik und Rituale: Was prägt die Szene?
Zwischen Struktur und Ausdruck
Kinky Partys sind so vielfältig wie die Szene selbst – von BDSM Play Events bis zu sexpositiven Tanznächten. Manche haben feste Hierarchien und Rituale, andere setzen auf freie Dynamiken. Besonders strukturierte Settings finden sich etwa in klassischen BDSM-Kontexten – mit klaren Regeln, definierten Rollen und bewusst gewählten Rahmenbedingungen. Nico erzählt:
„In der klassischen BDSM-Szene – zum Beispiel im Catonium in Hamburg – sind klare Rituale und Hierarchien fester Bestandteil. Da gibt es Events, bei denen Subs nur sprechen dürfen, wenn sie angesprochen werden, bestimmte Zonen nicht betreten dürfen oder sich in geduckter Haltung bewegen müssen. Das sind strukturierte, spielzentrierte Settings mit klaren Regeln – aber eben keine Sex-Positive Dance Partys.“
Was all diese Formate eint, ist der Dresscode: Latex, Leder, Spitze oder extravagante Outfits schaffen Atmosphäre und zeigen, dass man Teil des Raums sein will. „Wenn du mit dem Outfit auch problemlos einkaufen gehen könntest, ist es vermutlich nicht kinky genug“, sagt Nico augenzwinkernd.
Rituale sind dabei kein Selbstzweck, sondern Orientierung. Sie schaffen Klarheit – und innerhalb dieser Klarheit entsteht Freiheit.
Besondere Momente: Wenn Intimität sichtbar wird
Echtheit statt Voyeurismus
Nico erinnert sich besonders an eine Session im Hamburger Catonium, bei der er mit zwei Partnerinnen spielte: „Ich hatte eine Session mit zwei Spielpartnerinnen, wir standen mit dem Rücken zum Raum und waren völlig versunken. Als ich mich umdrehte, standen 50, 60 Menschen da und haben zugeschaut – ganz still, ganz respektvoll. Für viele war das ein bewegender Moment.“ Die Rückmeldungen reichten von Danksagungen bis zu Nachrichten Monate später, wie berührend dieser Moment gewesen sei. Was ihn bewegt habe, sei nicht das Zuschauen, sondern die respektvolle, achtsame Atmosphäre gewesen. Es sei kein Voyeurismus gewesen, sondern echte Verbindung. Genau dafür, sagt er, mache er das alles.
Die Konsequenz aus solchen Erfahrungen? Wer einmal erlebt hat, wie bewusst und liebevoll Menschen in diesen Kontexten miteinander umgehen, sieht Sexualität und Intimität mit anderen Augen. „Das hat eine andere Tiefe“, sagt Nico. Und das sei nicht nur besonders, sondern auch politisch: Denn genau darin liegt die Kraft, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen – nicht mit Worten, sondern mit gelebter Haltung.
Bedeutung von Toys und Produkten auf Kinky Events
Stil, Funktionalität und Symbolik
Ob Seile, Schlaginstrumente oder Halsbänder – viele Gegenstände sind mehr als Tools, sie sind Ausdruck von Stil, Verbindung und Intimität. Die Auswahl erfolgt bewusst: Material, Haptik, Optik – alles spielt eine Rolle. Nico betont: „Toys sind nicht nur funktionale Gegenstände. Sie sind Ausdruck von Stil und Geschmack – und Teil der Atmosphäre. Manchmal geht es gar nicht darum, sie zu benutzen, sondern sie einfach nur dabei zu haben.“
Auch funktionale Produkte wie Gleitgel oder Kondome sind essenziell. Sie ermöglichen längere Sessions, sicheren Sex und ein gutes Körpergefühl. „Wenn das Gleitgel nicht gut ist, spürst du das. Gerade bei längeren Sessions brauchst du etwas, das verlässlich ist. Produkte, auf die du dich verlassen kannst.“
Produkte sind hier keine Nebensache, sondern Teil des Erlebnisses. Sie unterstützen, sie schützen, sie drücken etwas aus – und sie machen deutlich, dass Körperlichkeit und Verantwortung Hand in Hand gehen.
Einstieg in die Szene: Tipps fĂĽr Neugierige
Offenheit, Respekt und kein Druck
Der erste Besuch auf einer Kinky Party muss nicht gleich mit Latex-Overall und Spielszene starten. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst – in deinem Outfit, in deiner Haltung, mit deinen Grenzen. Informiere dich vorab, trau dich, Fragen zu stellen und geh offen, aber achtsam hinein. „Niemand zwingt dich zu irgendwas. Dein Tempo zählt.“
Hilfreich ist es, sich über Awareness-Konzepte, den Dresscode oder Armband-Systeme vorab zu informieren. Und manchmal reicht schon ein Gespräch mit jemandem, der oder die schon mal da war. Der Einstieg ist oft einfacher, als man denkt – und genau das macht ihn so spannend.

Fazit: Kink braucht Räume und Verantwortung
Nico, der Kinky Guide zeigt, wie viel Sorgfalt, Haltung und Organisation hinter Kinky Events stecken – und warum sie so wichtige Orte für Selbstbestimmung, Sichtbarkeit und Verbindung sind. Besonders deutlich wird, dass sichere Räume kein Zufall sind, sondern Ergebnis bewusster Entscheidungen. Von der Raumgestaltung bis zum richtigen Gleitgel – alles ist Teil eines größeren Konzepts.
Ein Anspruch, den auch wir bei pjur teilen. Denn echte Intimität entsteht dort, wo Wissen, Respekt und die richtigen Produkte zusammenkommen.
FAQ: Antworten auf häufige Fragen
Wie besucht man eine Kinky Party zum ersten Mal?
Achte auf Events mit klar kommunizierten Awareness-Konzepten und einem respektvollen Umgangston. Informiere dich im Vorfeld über den Dresscode und die Regeln, lies Erfahrungsberichte oder sprich mit Menschen aus der Szene. Und wichtig: Du bestimmst das Tempo. Niemand erwartet, dass du direkt mitspielst. Präsenz reicht – und neugierig sein.
Wie funktioniert Awareness auf Kinky Events?
Awareness bedeutet, dass Veranstaltende Maßnahmen ergreifen, um Sicherheit und Wohlbefinden für alle zu gewährleisten. Dazu gehören geschulte Teams, Rückzugsräume, klare Regeln zu Konsens, sowie ein respektvoller Umgang. Viele Events arbeiten mit Symbolsystemen oder Check-ins, bei denen die Bedürfnisse der Gäste aktiv abgefragt werden.
Was zieht man zu einer Kinky Party an?
Fetishwear, Latex, Leder, Spitze oder extravagante Looks – wichtig ist, dass dein Outfit zeigt: Ich nehme den Raum ernst. Es geht darum, sich bewusst für das Event zu kleiden und Teil der Atmosphäre zu werden. Ein durchdachter Look zeigt Respekt gegenüber dem Raum und den Menschen, die ihn mitgestalten.
Was ist der Unterschied zwischen Kinky Party und BDSM-Event?
BDSM-Events folgen oft strikteren Regeln, haben klar definierte Rollenbilder und sind stärker auf Spiel und Struktur ausgerichtet. Kinky Partys bieten häufig freiere Dynamiken und mehr Clubatmosphäre, bei denen Musik, Tanz und intime Begegnungen gleichermaßen Platz haben.
Welche Produkte braucht man fĂĽr sichere Kinky Events?
Unverzichtbar sind Gleitgel, Kondome und Lecktücher – für Hygiene, Komfort und Sicherheit. Nico betont: „Wenn das Gleitgel nicht gut ist, spürst du das.“ Gute Produkte unterstützen nicht nur, sie zeigen auch Verantwortung für sich und andere.
Wie finde ich eine gute Kinky Party in meiner Stadt?
Plattformen wie der Kinky Guide, Instagram-Accounts mit Szenebezug oder lokale Communities bieten Orientierung. Achte auf transparente Kommunikation, klare Werte und den Umgangston der Community. Persönliche Empfehlungen sind Gold wert – und oft der beste Einstieg.
Nico, der Kinky Guide (er/ihn) ist Gründer des Kinky Guide und der Kinky Guide Awards – Formate, die Aufklärung, Sichtbarkeit und Community in der kinky Szene miteinander verbinden. Als Szenekenner, Podcaster und Veranstalter steht Nico für eine sexpositive Kultur, die Konsens, Inklusion und Selbstbestimmung ins Zentrum stellt. Mit seinem Engagement erreicht er Menschen, die Orientierung suchen, sich weiterentwickeln oder einfach nur gut feiern wollen – mit Haltung und Respekt. 
Mehr von Nico:
Website: https://kinkyguide.de/
Instagram: @kinky.guide
