Auf allen Vieren: Pup Uzuma ĂŒber Pupplay, Community und Freiheit im Headspace

Auf allen Vieren, verspielt, neugierig oder auch ernsthaft: Pupplay ist eine Ausdrucksform, die fĂŒr viele zunĂ€chst ungewöhnlich wirkt und fĂŒr andere ein selbstverstĂ€ndlicher Teil queeren Lebens ist. Zwischen NĂ€he, Freiheit, Ritualen und einer starken Community eröffnet sich eine Szene, die ebenso vielfĂ€ltig wie faszinierend ist.

Einer, der diese Welt lebt und sichtbar macht, ist Pup Uzuma. Seit 2025 trĂ€gt er den Titel Puppy Germany und engagiert sich als Vorsitzender von Queer in Leer e.V.. Dort organisiert er nicht nur den CSD in Leer, sondern auch die Ostfriesenpuppys. FĂŒr Uzuma geht es dabei nicht allein um Sichtbarkeit, sondern auch um Zugehörigkeit. „Mir ist wichtig, die Vielfalt der Community sichtbar zu machen und dafĂŒr zu sorgen, dass sich jede*r willkommen fĂŒhlt“, betont er.

Was ist Pupplay?

Zwischen Rollenspiel und Ausdrucksform

Pupplay ist im Kern ein Rollenspiel, bei dem Menschen in die Rolle eines Hundes oder Welpen schlĂŒpfen. FĂŒr Außenstehende mag das zunĂ€chst befremdlich wirken, fĂŒr viele innerhalb der Szene ist es jedoch ein ernst gemeinter Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Manche verstehen Pupplay als eine Form der spielerischen Freiheit, andere als spirituelle Praxis oder intensive Form von NĂ€he. FĂŒr Uzuma ist es eine Möglichkeit, Belastungen des Alltags hinter sich zu lassen: „FĂŒr mich bedeutet Pupplay Freiheit. Den Druck des Alltags loslassen, im Headspace ganz im Moment und einfach ich selbst sein.“

Vielfalt statt Vorgaben

Die Szene ist so bunt wie die Menschen, die sie prĂ€gen. WĂ€hrend einige Wert auf Training, Strenge oder BDSM-Elemente legen, stehen bei anderen Verspieltheit, emotionale NĂ€he oder das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Diese Spannweite macht Pupplay einzigartig, denn es gibt keine festgeschriebenen Regeln. „Es gibt keinen vorgeschriebenen Weg. Jeder lebt Pupplay so, wie es sich richtig anfĂŒhlt, und genau das macht es spannend“, erklĂ€rt Uzuma.

Gemeinschaft, NĂ€he und Respekt

Werte der Community

Ein zentraler Aspekt im Pupplay ist die Art und Weise, wie Menschen in der Community einander begegnen. Uzuma beschreibt diese Haltung als geprĂ€gt von Offenheit und Respekt: „Man wird so angenommen, wie man ist, unabhĂ€ngig davon, welche Rolle man im Pupplay einnimmt. Diese Offenheit macht die Community fĂŒr mich einzigartig.“ Gerade fĂŒr Menschen, die sich vielleicht anfangs unsicher fĂŒhlen, bietet die Szene damit einen geschĂŒtzten Raum, in dem IndividualitĂ€t nicht nur toleriert, sondern wertgeschĂ€tzt wird.

Zentrale Begriffe im Überblick

Um sich in der Szene zurechtzufinden, gibt es einige Begriffe, die hĂ€ufig verwendet werden. Ein Puppy oder Pup bezeichnet die Person, die in die Rolle eines Hundes oder Welpen schlĂŒpft. Ein Handler ist eine Bezugsperson, die fĂŒhrt oder begleitet, wĂ€hrend ein Owner eine engere und oftmals lĂ€ngerfristige Bindung eingeht. Als Rudel oder Pack bezeichnet man eine Gruppe von Puppies, die eine Gemeinschaft bilden. Besonders wichtig ist der Begriff Headspace – er beschreibt den mentalen Zustand, wenn jemand vollstĂ€ndig in der Rolle aufgeht. FĂŒr Einsteiger/innen gilt laut Uzuma jedoch vor allem: „Am Anfang wirkt das vielleicht kompliziert. Aber niemand muss alles sofort verstehen. Wichtig ist, sich nicht unter Druck zu setzen.“

Wo man die Community trifft

Von Stammtischen bis CSD

Die Puppy-Community hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Sichtbarkeit erreicht. In vielen StĂ€dten gibt es Stammtische, die als niedrigschwelliger Treffpunkt dienen, ebenso wie Pup Crawls oder Partys, bei denen Gear und Fetisch im Mittelpunkt stehen. Ein besonderes Highlight ist jedes Jahr die Wahl zum Puppy Germany, bei der sich die Szene zusammenfindet und neue TiteltrĂ€ger gekĂŒrt werden.

Auch auf Christopher Street Days ist die Community mittlerweile regelmĂ€ĂŸig vertreten. FĂŒr viele bedeutet das nicht nur Spaß und Zusammengehörigkeit, sondern auch politische Sichtbarkeit. Uzuma erinnert sich besonders gerne an den CSD 2025 in Leer: „Ein Höhepunkt war der CSD 2025 in Leer: Über 60 Puppies nahmen teil, und rund 15 standen gemeinsam mit mir auf der BĂŒhne. Dieses Bild von so viel sichtbarer Gemeinschaft war ein starkes Zeichen fĂŒr Vielfalt und Respekt. FĂŒr mich persönlich war es der Moment, in dem ich wusste: Ich bin Teil von etwas GrĂ¶ĂŸerem.“

Pupplay und BDSM

Historische Wurzeln

Die UrsprĂŒnge des Pupplay liegen klar im BDSM-Bereich. Elemente wie Training, Rituale, Kontrolle und die bewusste RollenĂŒbernahme haben die Szene ĂŒber Jahre geprĂ€gt. In diesem Kontext war Pupplay eng mit klassischen Fetisch-Praktiken verbunden und wurde meist in kleinen Subkulturen ausgelebt.

Neue Perspektiven

Heute zeigt sich die Community deutlich breiter. WĂ€hrend fĂŒr einige BDSM nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, steht fĂŒr viele andere das spielerische Element im Vordergrund. „FĂŒr manche ist BDSM nach wie vor ein zentraler Bestandteil. FĂŒr andere, so wie fĂŒr mich, geht es mehr um Freiheit, NĂ€he und das spielerische Element. Beides hat Platz, beides ist legitim“, erklĂ€rt Uzuma. Diese Offenheit fĂŒr verschiedene Perspektiven macht Pupplay zu einer lebendigen und inklusiven Bewegung.

Pup Uzuma mit Schild gegen Bodyshaming

Gear, Dresscode und Sicherheit

Gibt es feste Regeln?

Ein fester Dresscode gehört nicht zum Pupplay. Manche Puppies tragen Hoods oder spezielles Gear, um ihre Rolle nach außen zu zeigen, andere verzichten bewusst darauf. FĂŒr Neulinge kann dies entlastend sein, da es keinen Erwartungsdruck gibt, sofort in vollstĂ€ndiger AusrĂŒstung zu erscheinen.

Grundprinzipien

Entscheidend sind andere Werte. „Das Entscheidende sind Konsens, Respekt und Sicherheit. Alles andere gestaltet ihr so, wie es zu euch passt“, betont Uzuma. Damit ist klar: Pupplay bietet viel Raum fĂŒr individuelle Gestaltung, solange die Grundprinzipien von gegenseitigem Respekt eingehalten werden.

Tipps fĂŒr den Einstieg

Erste Schritte

Wer neugierig geworden ist, muss keinen großen Sprung wagen. Uzuma empfiehlt, sich langsam heranzutasten: „Nimm dir Zeit, informiere dich, tritt regionalen Gruppen in den sozialen Medien bei und geh zu einem Stammtisch. Gear ist kein Muss, du kannst einfach so starten, wie es sich fĂŒr dich richtig anfĂŒhlt.“

Wichtige Hinweise

Der Einstieg in Pupplay ist nicht an feste Regeln gebunden. Wichtiger ist, sich selbst treu zu bleiben. „Dein Weg darf dein Weg sein. Lass dir nicht einreden, es gĂ€be nur eine richtige Art, Puppy zu sein“, rĂ€t Uzuma. Wer die eigenen Grenzen kennt und respektiert, schafft die besten Voraussetzungen fĂŒr positive Erlebnisse. Austausch mit anderen und das Einholen von Erfahrungswerten können zusĂ€tzlich dabei helfen, den persönlichen Zugang zu finden.

Vorurteile und MissverstÀndnisse

In der Öffentlichkeit wird Pupplay oft missverstanden. HĂ€ufig wird es auf SexualitĂ€t oder Fetisch reduziert, was der RealitĂ€t nur einen kleinen Teil abbildet. Uzuma betont, dass es vielmehr um Freiheit, Gemeinschaft und einen geschĂŒtzten Raum geht, in dem man loslassen und bei sich selbst sein kann. „FĂŒr viele bedeutet es etwas ganz anderes: Freiheit, Gemeinschaft, NĂ€he oder einfach ein geschĂŒtzter Raum, um abzuschalten. Jeder hat seine eigenen GrĂŒnde und alle sind gleichwertig.“ Gerade diese Vielfalt macht die Szene interessant und zeigt, dass Pupplay weit mehr ist als nur eine Fetischpraxis.

Entwicklungen und Trends

Wachsende Sichtbarkeit

Die Puppy-Community wĂ€chst kontinuierlich und ist heute in weitaus mehr StĂ€dten vertreten als noch vor einigen Jahren. Immer mehr lokale Gruppen und Stammtische entstehen, auch abseits der großen Metropolen. Diese Entwicklung trĂ€gt dazu bei, dass Menschen mit Interesse am Pupplay leichter einen ersten Kontakt finden können. Gleichzeitig sorgt die PrĂ€senz auf Christopher Street Days dafĂŒr, dass die Szene zunehmend sichtbar wird und Teil des öffentlichen Diskurses ĂŒber queeres Leben ist. Die wachsende Zahl an Veranstaltungen senkt die Hemmschwelle fĂŒr den Einstieg und macht es neuen Mitgliedern einfacher, Anschluss zu finden und sich in einem geschĂŒtzten Rahmen auszuprobieren.

Bildung und Politik

Neben dieser zunehmenden Sichtbarkeit entwickelt sich auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit Pupplay weiter. Immer mehr Puppies verbinden ihre Leidenschaft mit queerer Bildungsarbeit und politischem Engagement. FĂŒr Uzuma ist diese Entwicklung ein starkes Signal: „Gleichzeitig verknĂŒpfen viele Pupplay inzwischen auch mit queerer Bildungsarbeit und Politik. So zeigen wir, dass Fetisch Teil unserer Geschichte und unserer Community ist.“ Damit leistet die Puppy-Community einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit queerer Kultur insgesamt und unterstreicht, dass Fetisch ein selbstverstĂ€ndlicher Bestandteil der LGBTQIA+-Geschichte und -Gegenwart ist.

Pup Uzuma als Puppy Germany 2025

Pup Uzuma (er/ihn) ist seit 2025 TiteltrĂ€ger von Puppy Germany und engagiert sich als Vorsitzender von Queer in Leer e.V.. Dort organisiert er den CSD Leer sowie die Ostfriesenpuppys und schafft RĂ€ume, in denen Vielfalt sichtbar und erlebbar wird. Als Community-Builder und Aktivist steht Uzuma fĂŒr eine offene, respektvolle und inklusive Fetischkultur, in der jede/r willkommen ist, unabhĂ€ngig von Erfahrung oder Vorlieben. Mit seiner Arbeit verbindet er Sichtbarkeit, AufklĂ€rung und Gemeinschaft und inspiriert Menschen, Pupplay als Ausdruck von Freiheit, NĂ€he und Selbstbestimmung zu entdecken.

Mehr von Pup Uzuma

Instagram: @pup.uzuma

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