Auf allen Vieren: Pup Uzuma ĂĽber Pupplay, Community und Freiheit im Headspace
23 September 2025
Auf allen Vieren, verspielt, neugierig oder auch ernsthaft: Pupplay ist eine Ausdrucksform, die für viele zunächst ungewöhnlich wirkt und für andere ein selbstverständlicher Teil queeren Lebens ist. Zwischen Nähe, Freiheit, Ritualen und einer starken Community eröffnet sich eine Szene, die ebenso vielfältig wie faszinierend ist.
Einer, der diese Welt lebt und sichtbar macht, ist Pup Uzuma. Seit 2025 trägt er den Titel Puppy Germany und engagiert sich als Vorsitzender von Queer in Leer e.V.. Dort organisiert er nicht nur den CSD in Leer, sondern auch die Ostfriesenpuppys. Für Uzuma geht es dabei nicht allein um Sichtbarkeit, sondern auch um Zugehörigkeit. „Mir ist wichtig, die Vielfalt der Community sichtbar zu machen und dafür zu sorgen, dass sich jede*r willkommen fühlt“, betont er.
Was ist Pupplay?
Zwischen Rollenspiel und Ausdrucksform
Pupplay ist im Kern ein Rollenspiel, bei dem Menschen in die Rolle eines Hundes oder Welpen schlüpfen. Für Außenstehende mag das zunächst befremdlich wirken, für viele innerhalb der Szene ist es jedoch ein ernst gemeinter Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Manche verstehen Pupplay als eine Form der spielerischen Freiheit, andere als spirituelle Praxis oder intensive Form von Nähe. Für Uzuma ist es eine Möglichkeit, Belastungen des Alltags hinter sich zu lassen: „Für mich bedeutet Pupplay Freiheit. Den Druck des Alltags loslassen, im Headspace ganz im Moment und einfach ich selbst sein.“
Vielfalt statt Vorgaben
Die Szene ist so bunt wie die Menschen, die sie prägen. Während einige Wert auf Training, Strenge oder BDSM-Elemente legen, stehen bei anderen Verspieltheit, emotionale Nähe oder das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Diese Spannweite macht Pupplay einzigartig, denn es gibt keine festgeschriebenen Regeln. „Es gibt keinen vorgeschriebenen Weg. Jeder lebt Pupplay so, wie es sich richtig anfühlt, und genau das macht es spannend“, erklärt Uzuma.
Gemeinschaft, Nähe und Respekt
Werte der Community
Ein zentraler Aspekt im Pupplay ist die Art und Weise, wie Menschen in der Community einander begegnen. Uzuma beschreibt diese Haltung als geprägt von Offenheit und Respekt: „Man wird so angenommen, wie man ist, unabhängig davon, welche Rolle man im Pupplay einnimmt. Diese Offenheit macht die Community für mich einzigartig.“ Gerade für Menschen, die sich vielleicht anfangs unsicher fühlen, bietet die Szene damit einen geschützten Raum, in dem Individualität nicht nur toleriert, sondern wertgeschätzt wird.
Zentrale Begriffe im Ăśberblick
Um sich in der Szene zurechtzufinden, gibt es einige Begriffe, die häufig verwendet werden. Ein Puppy oder Pup bezeichnet die Person, die in die Rolle eines Hundes oder Welpen schlüpft. Ein Handler ist eine Bezugsperson, die führt oder begleitet, während ein Owner eine engere und oftmals längerfristige Bindung eingeht. Als Rudel oder Pack bezeichnet man eine Gruppe von Puppies, die eine Gemeinschaft bilden. Besonders wichtig ist der Begriff Headspace – er beschreibt den mentalen Zustand, wenn jemand vollständig in der Rolle aufgeht. Für Einsteiger/innen gilt laut Uzuma jedoch vor allem: „Am Anfang wirkt das vielleicht kompliziert. Aber niemand muss alles sofort verstehen. Wichtig ist, sich nicht unter Druck zu setzen.“
Wo man die Community trifft
Von Stammtischen bis CSD
Die Puppy-Community hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Sichtbarkeit erreicht. In vielen Städten gibt es Stammtische, die als niedrigschwelliger Treffpunkt dienen, ebenso wie Pup Crawls oder Partys, bei denen Gear und Fetisch im Mittelpunkt stehen. Ein besonderes Highlight ist jedes Jahr die Wahl zum Puppy Germany, bei der sich die Szene zusammenfindet und neue Titelträger gekürt werden.
Auch auf Christopher Street Days ist die Community mittlerweile regelmäßig vertreten. Für viele bedeutet das nicht nur Spaß und Zusammengehörigkeit, sondern auch politische Sichtbarkeit. Uzuma erinnert sich besonders gerne an den CSD 2025 in Leer: „Ein Höhepunkt war der CSD 2025 in Leer: Über 60 Puppies nahmen teil, und rund 15 standen gemeinsam mit mir auf der Bühne. Dieses Bild von so viel sichtbarer Gemeinschaft war ein starkes Zeichen für Vielfalt und Respekt. Für mich persönlich war es der Moment, in dem ich wusste: Ich bin Teil von etwas Größerem.“
Pupplay und BDSM
Historische Wurzeln
Die Ursprünge des Pupplay liegen klar im BDSM-Bereich. Elemente wie Training, Rituale, Kontrolle und die bewusste Rollenübernahme haben die Szene über Jahre geprägt. In diesem Kontext war Pupplay eng mit klassischen Fetisch-Praktiken verbunden und wurde meist in kleinen Subkulturen ausgelebt.
Neue Perspektiven
Heute zeigt sich die Community deutlich breiter. Während für einige BDSM nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, steht für viele andere das spielerische Element im Vordergrund. „Für manche ist BDSM nach wie vor ein zentraler Bestandteil. Für andere, so wie für mich, geht es mehr um Freiheit, Nähe und das spielerische Element. Beides hat Platz, beides ist legitim“, erklärt Uzuma. Diese Offenheit für verschiedene Perspektiven macht Pupplay zu einer lebendigen und inklusiven Bewegung.

Gear, Dresscode und Sicherheit
Gibt es feste Regeln?
Ein fester Dresscode gehört nicht zum Pupplay. Manche Puppies tragen Hoods oder spezielles Gear, um ihre Rolle nach außen zu zeigen, andere verzichten bewusst darauf. Für Neulinge kann dies entlastend sein, da es keinen Erwartungsdruck gibt, sofort in vollständiger Ausrüstung zu erscheinen.
Grundprinzipien
Entscheidend sind andere Werte. „Das Entscheidende sind Konsens, Respekt und Sicherheit. Alles andere gestaltet ihr so, wie es zu euch passt“, betont Uzuma. Damit ist klar: Pupplay bietet viel Raum für individuelle Gestaltung, solange die Grundprinzipien von gegenseitigem Respekt eingehalten werden.
Tipps fĂĽr den Einstieg
Erste Schritte
Wer neugierig geworden ist, muss keinen großen Sprung wagen. Uzuma empfiehlt, sich langsam heranzutasten: „Nimm dir Zeit, informiere dich, tritt regionalen Gruppen in den sozialen Medien bei und geh zu einem Stammtisch. Gear ist kein Muss, du kannst einfach so starten, wie es sich für dich richtig anfühlt.“
Wichtige Hinweise
Der Einstieg in Pupplay ist nicht an feste Regeln gebunden. Wichtiger ist, sich selbst treu zu bleiben. „Dein Weg darf dein Weg sein. Lass dir nicht einreden, es gäbe nur eine richtige Art, Puppy zu sein“, rät Uzuma. Wer die eigenen Grenzen kennt und respektiert, schafft die besten Voraussetzungen für positive Erlebnisse. Austausch mit anderen und das Einholen von Erfahrungswerten können zusätzlich dabei helfen, den persönlichen Zugang zu finden.
Vorurteile und Missverständnisse
In der Öffentlichkeit wird Pupplay oft missverstanden. Häufig wird es auf Sexualität oder Fetisch reduziert, was der Realität nur einen kleinen Teil abbildet. Uzuma betont, dass es vielmehr um Freiheit, Gemeinschaft und einen geschützten Raum geht, in dem man loslassen und bei sich selbst sein kann. „Für viele bedeutet es etwas ganz anderes: Freiheit, Gemeinschaft, Nähe oder einfach ein geschützter Raum, um abzuschalten. Jeder hat seine eigenen Gründe und alle sind gleichwertig.“ Gerade diese Vielfalt macht die Szene interessant und zeigt, dass Pupplay weit mehr ist als nur eine Fetischpraxis.
Entwicklungen und Trends
Wachsende Sichtbarkeit
Die Puppy-Community wächst kontinuierlich und ist heute in weitaus mehr Städten vertreten als noch vor einigen Jahren. Immer mehr lokale Gruppen und Stammtische entstehen, auch abseits der großen Metropolen. Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass Menschen mit Interesse am Pupplay leichter einen ersten Kontakt finden können. Gleichzeitig sorgt die Präsenz auf Christopher Street Days dafür, dass die Szene zunehmend sichtbar wird und Teil des öffentlichen Diskurses über queeres Leben ist. Die wachsende Zahl an Veranstaltungen senkt die Hemmschwelle für den Einstieg und macht es neuen Mitgliedern einfacher, Anschluss zu finden und sich in einem geschützten Rahmen auszuprobieren.
Bildung und Politik
Neben dieser zunehmenden Sichtbarkeit entwickelt sich auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit Pupplay weiter. Immer mehr Puppies verbinden ihre Leidenschaft mit queerer Bildungsarbeit und politischem Engagement. Für Uzuma ist diese Entwicklung ein starkes Signal: „Gleichzeitig verknüpfen viele Pupplay inzwischen auch mit queerer Bildungsarbeit und Politik. So zeigen wir, dass Fetisch Teil unserer Geschichte und unserer Community ist.“ Damit leistet die Puppy-Community einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit queerer Kultur insgesamt und unterstreicht, dass Fetisch ein selbstverständlicher Bestandteil der LGBTQIA+-Geschichte und -Gegenwart ist.

Pup Uzuma (er/ihn) ist seit 2025 Titelträger von Puppy Germany und engagiert sich als Vorsitzender von Queer in Leer e.V.. Dort organisiert er den CSD Leer sowie die Ostfriesenpuppys und schafft Räume, in denen Vielfalt sichtbar und erlebbar wird. Als Community-Builder und Aktivist steht Uzuma für eine offene, respektvolle und inklusive Fetischkultur, in der jede/r willkommen ist, unabhängig von Erfahrung oder Vorlieben. Mit seiner Arbeit verbindet er Sichtbarkeit, Aufklärung und Gemeinschaft und inspiriert Menschen, Pupplay als Ausdruck von Freiheit, Nähe und Selbstbestimmung zu entdecken.
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Instagram: @pup.uzuma